3. Matterhorn ULTRAKS 46k, Zermatt, Samstag den 22.08.2015

Distanz: 48 km

Höhenmeter: +3600 Hm, -3600 Hm

 

Start/Ziel: Zermatt 1605 m.ü.NN., Sunnegga 2260 m.ü.NN., Gornergrat 3130 m.ü.NN., Riffelalp 2222 m.ü.NN., Furi 1880 m.ü.NN., Schwarzsee 2583 m.ü.NN., Trift 2337 m.ü.NN.

 

 

 

Hallo zusammen,

 

dieser Bericht handelt von meinem ersten Ultra-Trail Lauf, also einer Strecke, länger als der klassischen Marathon-Distanz mit 42,195 km. Das Rennen gehört zur Skyrunner World Series.

 

Angereist bin ich mit Pascal schon am Freitag mit dem Zug. Wir trafen uns, mit noch einem Kollegen von Pascal (Stefan) am Zürcher HB. Die Fahrt lief zwar nicht ganz planmäßig, aber wir erreichten trotzdem zur geplanten Zeit Zermatt. Wir trennten uns, da Stefan ein anderes Hotel gebucht hatte. Auf dem Weg zu unserem Hotel nach einer Häuserecke sah ich dann das erste Mal in meinem Leben das Matterhorn. Der Anblick ist wirklich sensationell. Es ist vielleicht „DER“ Berg, mit der markantesten Form. Der Anblick sollte uns das ganze Wochenende begleiten… Nach dem Check-In trafen wir uns zur Startnummernausgabe in der Triftbachhalle wieder. Wir schauten noch kurz die Läufer-Expo an und bummelten kurz durch Zermatt. Alle Geschäfte hatten zum 150-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung des Matterhorns spezielle Dekorationen. Bei der Startnummer war auch ein Rabattmärkchen für die Bergbahn, falls Angehörige zum Anfeuern auf das Gornergrat wollten. Aus Interesse informierten wir uns, was die Fahrt ohne die 50% denn normal kosten würden. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, waren es für einmal hoch und runter um die 100 € pro Person!! Also absolut kein Schnäppchen. Trotzdem mangelt es Zermatt nicht an ausländischen Touristen…

Pascal und Stefan zeigten zwischendurch immer mal wieder auf die umliegenden Gipfel und nannten Namen, die auch auf dem Streckenprofil vorkamen. Ich versuchte, dies ohne weitere Gedanken unbeeindruckt zu ignorieren. Wenn man unten im Tal steht, ist es fast unmöglich, sich den Streckenverlauf und die dazugehörigen Strapazen irgendwie vorzustellen, vor allem da meine Berglauf-Erfahrung ja sehr begrenzt ist. Genau genommen sollte es nach dem 16 km Engadin ULTRAKS erst mein Zweiter sein…

Im weiteren Verlauf des Tages nahmen wir noch eine üppige Mahlzeit ein und präparierten unser Equipment.

 

Samstags trafen wir uns um 6:45 Uhr. Gegessen hatte jeder schon im Hotel (auf dem Zimmer wohl gemerkt, wir bekamen ein Lunchpacket, das offizielle Frühstück war uns zu spät). Der Startschuss fiel pünktlich um 7:30 Uhr. Der Weg führte uns am Anfang durch die schmalen Straßen von Zermatt. Viele Hotelgäste standen in ihren Schlafanzügen auf ihren Balkonen und klatschten Beifall. Kaum ließen wir die letzten Häuser zurück ging es auch schon bergauf. Ein steiler Single-Trail in den Wald hinein verursachte einen kurzen Stau, aber die Stimmung war gelassen und entspannt. Nach den ersten drei Kilometern wurde es für knapp zwei Kilometer flach und wir liefen zügig über weichen Waldboden. Dies sollten übrigens die einzigen einfachen Kilometer sein. Durch die Bäume hindurch konnte man immer wieder kurz das Matterhorn erkennen. Das Wetter zeigte sich den ganzen Tag von seiner besten Seite; Wolken sollten erst vereinzelt am Nachmittag zu sehen sein. Nach weiteren eineinhalb steilen Kilometern erreichten wir die erste üppige Verpflegungsstation Sunnegga auf 2260 m.ü.NN. Ich füllte kurz meine Flaschen nach und aß eine Kleinigkeit. Die Sicht aufs Matterhorn ist atemberaubend. Es folgte der erste kurze Downhill am Leisee vorbei Richtung Findeln. Dieser war mit frischen Beinen gut zu laufen und ich fühlte mich noch gut. Unten ging es über den Findelbach. Es folgte der lange Aufstieg zum Gornergrad, ca. 1100 Hm auf 6 Kilometern. Für mich war es gefühlt deutlich zu steil, da es anstrengender als Treppensteigen war. Das Gelände wurde zwischendurch alpin und ich hielt mich immer mal wieder an einem Stein fest. Oben erwartete uns ein großartiges Panorama; man sah die Eisströme von Gorner-, Monte Rosa-, Grenz-, Schwärze- und Breithorngletscher. Hier sollen 29 Viertausender zu sehen sein; ich hab sie nicht gezählt :-) Skyrunning at ist best. Das Gornergrad liegt auf 3130 m.ü.NN. Viele Touris, den Preisen zum Trotz, hatten den Weg nach oben gefunden und klatschen Applaus. Erwähnenswert ist noch das Observatorium mit den beiden markanten halbkugligen Türmen. Nach der Verpflegung ging es nun lange bergab, über die Riffelalp (eine weitere Verpflegung auf 2222 m.ü.NN) bis nach Furi. Das Terrain blieb hochalpin: Fels, Schutt und Gebirgswiesen wurden belaufen. Wir liefen am Riffelsee vorbei und passierten einen weiteren kleinen See unterhalb des Riffelhorns. Die Aussicht aufs Matterhorn wechselte, aber die Faszination blieb. Teilweise wurde es richtig technisch: überholen unmöglich, mehr klettern als laufen ist meine Einschätzung. Vor Furi mussten wir noch eine 90 m hohe Hängebrücke über die Gornerschlucht überqueren. Laufen ist hier ausdrücklich verboten. Es wackelte ziemlich, für Menschen mit Höhenangst könnte hier die Schicksalsstelle sein. Mir kamen andere Wanderer entgegen. Ich aß im Gehen gemütlich ein Gel, blieb eher unbeeindruckt. :-) Nach der Verpflegungsstation Furi auf 1880 m.ü.NN. ging es nun wieder steil bergauf Richtung Schwarzsee. Am Anfang spendeten Bäume noch etwas Schatten, später waren wir dem perfekten Wetter ausgeliefert und es wurde sehr heiß. Ich war mittlerweile doch recht angeschlagen und kämpfte mich nach oben. Wenn man beim Ironman oder Marathon allgemein durch das Wechseln vom Laufen zum Gehen wieder Kräfte sammeln kann, ist dies hier nicht wirklich möglich, außer man legt sich ins Gras. Also ging ich sehr, sehr langsam, aber stetig weiter. Oben am Schwarzsee gönnte ich mir eine etwas längere Pause und verpflegte mich gut. Ich schnürte die Schuhe neu. Außerdem hatte ich mir extra bis hierher eine leere Flasche mitgenommen, um ab hier mehr Flüssigkeit dabei zu haben, denn es folgte ein langer Abschnitt ohne Verpflegungsstationen. Auf dieser Hütte hatte es sehr viele Wanderer/Touristen und es spielte eine Liveband bei bestem Wetter. Etwas neidisch schaute ich mir das bunte Treiben an. Das Loslaufen fühlte sich alles andere als gut an, wurde aber mit der Zeit wieder besser. Die Hütte liegt übrigens auf 2583 m.ü.NN. Zuerst ging es wieder lange bergab bis zum Stausee des Zmuttbaches, bevor es auf der anderen Seite wieder nach oben ging. Wir waren mittlerweile noch mal deutlich näher am Matterhorn, sahen es aus einem anderen Winkel. Wir passierten im Aufstieg einen Wasserfall, den sogenannten Arbenbachfall. Oben liefen wir einige Kilometer über Wiesen, eigentlich recht einfach. Meine Beine liefen aber mehr schlecht als recht. Vor der nächsten Verpflegungsstation in Trift mussten wir noch mal sehr steil bergab. Nach der Verpflegung auf 2337 m.ü.NN. lagen „nur“ noch 2oo Hm vor mir, und der lange Downhill ins Ziel nach Zermatt. Dieser hatte es in sich, wie ich fand. Wir schlängelten uns durch Lawinenzäune und mussten immer mal wieder große Stufen hinab meistern. Die Oberschenkel brannten. Mal wieder. Ich weiß eigentlich nicht, ob ich hoch oder runter schlimmer finde :-) Zum Schluss läuft man parallel zum Zermatter-Ortskern bevor es kurz vor der Zielgeraden richtig in den Ort rein geht. Nach etwas mehr als 10 Stunden erreichte ich ziemlich fertig das Ziel, aber glücklich. Auf der Zielgeraden konnte ich komischerweise echt noch mal gut laufen, flach beansprucht man wohl wirklich andere Muskeln als hoch oder runter. Vielleicht sollte ich das auch mal trainieren :-) Pascal war schon längst geduscht im Hotel, Nico (mein Trainer) erst recht. Stefan kam zwar nach mir ins Ziel, hatte aber Magenprobleme. Herzlichen Glückwunsch allen. Das Rennen kann ich jedem empfehlen. Bei dem Wetter und der Aussicht wohl nur schwer zu überbieten.

 

 

 

Ich möchte ausdrücklich noch auf zwei weitere tolle, umfangreiche Berichte zum Rennen verweisen, aus denen ich Infos genommen habe:

 

http://ultra-trail.ch/2015/08/27/matterhorn-ultraks-rennbericht/

 

http://www.trailrunning.de/laufberichte/matterhorn-ultraks/fast-zu-schoen-um-wahr-zu-sein/2897

 

 

Startnummer: 4360

 

Overall men: 375/469

46k M30: 162/189

 

Offizielle Zeit: 10:00:33,798

Rückstand: 5:15:22,266

 

Start Zermatt:       07:30:00,000 Uhr, Platz 542 (keine brutto/netto Zeit)

Sunnegga:             08:33:50,342 Uhr, 01:03:50,342, Platz 302

Gornergrat:           10:25:29,525 Uhr, 01:51:39,183, 02:55:29,525, Platz 331

Riffelalp:                11:09:32,883 Uhr, 00:44:03,358, 03:39:32,883, Platz 330

Schwarzsee:          13:25:22,328 Uhr, 02:15:49,445, 05:55:22,328, Platz 372

Trift:                     16:15:44,064 Uhr, 02:50:21,736, 08:45:44,064, Platz 372

Finish Zermatt:      17:30:33,798 Uhr, 01:14:49,734, 10:00:33,798, Platz 375

 

 

Link zu Garmin Connect:

https://connect.garmin.com/modern/activity/873799894

 

 

So keep on dreaming, nothing is impossible!

 

Euer

IronTO

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